Am Sonntag vor einer Woche waren wir den ganzen Tag am Burusjön-See, entspannten uns und ließen die Erlebnisse der vergangenen Tage Revue passieren. Am späten Nachmittag fassten wir dann aber den spontanen Entschluss, direkt nach dem Abendrot noch einmal den Laufkäfer zu starten und zu unserem nächsten Ziel, dem Nationalpark Sonfjället zu starten.
Eine gute Entscheidung, denn am frühen Abend sollten auch einige Tiere unterwegs sein und unseren Weg kreuzen. Wir hielten ganz bewusst Ausschau nach Elchen und Rentieren und machten für die Kinder ein richtiges Spiel daraus. Kühe, Schafe oder Pferde entdeckten wir natürlich auch. Aber dann stand plötzlich eine Elchkuh auf der Wiese. Wir finden ja, diese Tiere sind irgendwie unförmig und bewegen sich als ob ein Nilpferd versuchen würde Ballett zu tanzen. Das war uns im Elchpark schon aufgefallen aber jetzt, in freier Wildbahn ist es noch etwas deutlicher. Danach hatten wir Glück und konnten gerade noch so einer kleinen Rentierherde ausweichen, die gerade zu nah am Straßenrand grasen wollte. Darf man ab vier Tieren schon von einer Herde sprechen? Wir fanden diese Tiere auf jeden Fall um einiges hübscher und sind gespannt darauf, mal eine richtige große Herde zu entdecken. Dazu müssen wir aber noch etwas weiter ins Land der Samen, also bis nach Lappland vordringen.
Unsere Fahrt über die Landstraßen, wäre auch ohne die Tierbeobachtung mit dem Blick auf die Berge und der Vegetation am Straßenrand sehr schön gewesen und durch die tiefer stehende Sonne wurde auch alles in das richtige Licht gerückt. Wir suchten uns einen Platz zum übernachten in unmittelbarer Nähe vor dem Campingplatz den wir am nächsten Tag direkt am frühen morgen zum Wäsche waschen enterten. Den sonnigen Montag verbrachten wir dann auch den ganzen Tag auf dem Campingplatz und konnten neben unseren Haushaltsarbeiten auch die Badestelle mit Sprungturm nutzen. Leider habe ich vergessen von diesem Badetag ein paar schöne Fotos zu machen. Aber die Kinder malen ja fleißig ihr Tagebuch und halten ihre schönsten Erinnerungen damit fest. Daher kann ich folgendes Kunstwerk präsentieren:
Fotografiert habe ich dann erst wieder unser Abendbrot. Ich hatte in einem anderen Beitrag von den vielen Tuben geschrieben, die die Schweden scheinbar mögen. Wir haben dann auch mal zugegriffen und für unser Knäckebrot eine Tube Käse-Salami, Käse-Wildfleisch und Krebspaste gekauft. Die Krebspaste ist ganz lecker. Aber Salami in der Tube dann doch sehr gewöhnungsbedürftig.
Vom Campingplatz war es am Dienstag nur ein Katzensprung zum Nationalpark Sonfjället. Der Gipfel des höchsten Berges dieses Nationalparks war sehr beeindruckend, aber mit unseren Kindern natürlich nicht bezwingbar. Wir wählten die „Senioren- und Familienrunde“, die auf der Karte nach einem kleinen Spaziergang aussah. Nach den ersten Metern ging es dann aber los und wir mussten aufpassen nicht in einen der vielen Wasserläufe der Schneeschmelze nass zu werden. Die kleine Runde wurde damit zu einer richtigen Herausforderung und für die Kinder zu einem kleinen Abenteuer. Inklusive Brückenbauen um die „reißenden Stromschnellen“ zu überwinden. Auf dem Bild mit der Bank erkennt man ganz gut, wie viel Wasser dort im Moment runterkommt. Die Bank ist komplett umspült und man kann nicht mehr gemütlich an einem kleinen Bachlauf sitzen.
Nach unserer Wanderung hatten wir wieder Lust einen See anzusteuern und konnten einen kleinen Bade- und Angelplatz finden. Die Zufahrt war zwar etwas schmal und abenteuerlich, aber man wurde mit einem herrlichen Platz entlohnt. Wir verbrachten dann dort auch gleich zwei Nächte. Dieser See war zum Baden wieder sehr kalt, aber für einen kurzen Sprung ins Wasser nach dem Aufstehen ging es dann doch.
Nach so vielen Tagen Natur hatten wir alle wieder Lust auf ein bisschen Stadt und Kultur. Nach der Knäckebrotfabrik und der Holzwerkstatt mit den Dalapferdchen vor 9 Tagen waren wir eigentlich nur in der Natur unterwegs gewesen. Unser nächster Stopp sollte daher die Hauptstadt der Region Jämtland sein. Östersund ist aber nicht nur die Hauptstadt, sondern auch die einzige Stadt im Jämtland. Die Region ist flächenmäßig etwa so groß wie Nordrhein-Westfalen und in der Hauptstadt wohnen wahnsinnige 50.000 Menschen. In der gesamten Region, groß wie NRW, leben gerade einmal 130.280 Menschen. Dementsprechend fahren aber auch alle diese 130.280 Menschen zum Einkaufen in diese eine Stadt und die Einkaufsstraße entspricht dadurch einer mittelgroßen Stadt in Deutschland. Vergleichbar mit Koblenz. Aber wir waren nicht zum Einkaufen hier, obwohl wir in einem Angel- und Jagdladen ein Fernglas kauften. Wir waren hier, um das „Jamtli“ zu besuchen. Eine Ausstellung und Freilichtmuseum, dass einem die Kultur der gesamten Region näher bringt. Im Museumsgebäude gibt es eine toll gestaltete Dauerausstellung zum Leben in der Region. Das wertvollste Ausstellungsstück sind die fünf Wandteppiche von Överhogdal. Sie entstanden zwischen den Jahren 1040 und 1170, kurz nach Ende der Wikingerzeit.
Im Freilichtmuseum gibt es dann für die Kinder einiges zu erleben, inklusive Streichelzoo. Für Kinder ist der Eintritt übrigens frei. Und mit Kindern meinen die Schweden wirklich Kinder. Also alle, die mit ihren Eltern kommen, egal wie alt man ist. Das finde ich eine super Idee. Der einzige Wermutstropfen: es wird leider nichts in Englische übersetzt. Aber das spricht auch wieder für das Museum, denn es ist wirklich kein Touristen-Nepp, sondern ein Museum, dass wahrscheinlich jede Schulklasse im Jämtland mindestens einmal besucht und hier viel lernen kann. Wir hatten den ganzen Tag zu tun um uns alles wenigstens einmal kurz anzuschauen. Nach dem Midsommar, also ab dem 19. Juni gibt es im Freilichtmuseum Museum auch noch zusätzliche Vorführungen. Mal sehen ob wir auf dem Rückweg nochmal einen Abstecher hierher machen.
In Östersund gab es keine guten Übernachtungsmöglichkeiten. Wir entschieden uns dann für den Campingplatz auf der Insel Frösön, die mit einer Brücke mit der Stadt verbunden ist und schnell zu erreichen war. Die Nacht von Freitag auf Samstag war dort sehr ruhig und erholsam. Am nächsten morgen sollte es dann in westlicher Richtung wieder in die Natur zum größten Wasserfall in Schweden gehen.