Schweden, wir sind da!

Unsere Langzeitreise in den Süden Europas ist gestorben. Es lebe der Norden! Trotz Corona haben wir noch vier Monate Elternzeit und wollten nicht länger zu Hause sitzen bleiben. Natürlich haben wir abgewogen, ob wir nach Schweden fahren dürfen, ob wir nach Schweden fahren wollen und ob wir mit einer Schwedenreise für uns und andere ein Risiko eingehen.

Zum Thema „Dürfen“ hilft ein Blick in die offiziellen Pressemitteilungen der schwedischen Regierung.

Aus der Pressemitteilung vom 17.03.2020 aktualisiert am 30.03.2020 (www.regeringen.se/pressmeddelanden/2020/03/ett-tillfalligt-forbud-mot-resor-till-sverige-med-anledning-av-covid-19/)

„Det är därmed tillåtet att resa in till Sverige från följande länder: Belgien, Bulgarien, …Tyskland, Ungern och Österrike.“

Übersetzung: „Es ist daher erlaubt, aus folgenden Ländern nach Schweden einzureisen: Belgien, Bulgarien, …Deutschland, Ungarn und Österreich“

Aus der Pressemitteilung vom 16.04.2020 (www.regeringen.se/pressmeddelanden/2020/04/forlangning-av-tillfalligt-inreseforbud-till-eu-via-sverige-med-anledning-av-covid-19/)

„Inreseförbudet har inte ändrats i sak. På samma sätt som tidigare gäller inreseförbudet som utgångspunkt alla utländska medborgare som reser till Sverige från andra länder än EU-länder, Storbritannien, Norge, Island, Liechtenstein och Schweiz.“

Übersetzung: „Das Einreiseverbot hat sich inhaltlich nicht geändert. Wie in der Vergangenheit gilt das Einreiseverbot als Ausgangspunkt für alle Ausländer, die aus anderen Ländern als den EU-Ländern, Großbritannien, Norwegen, Island, Liechtenstein und der Schweiz nach Schweden reisen.“

Wir dürfen also einreisen. Damit wären wir beim Thema „Wollen“. Schweden bzw. die skandinavischen Länder hatten wir zwar bei der Vorbereitung unserer Langzeitreise nicht auf dem Schirm aber eigentlich hat uns bisher nur das kalte Wetter abgeschreckt. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass Schweden mehr als nur eine Notlösung sein wird.

Das Risiko für uns und auch die Anderen abzuwägen ist wahrscheinlich am Schwierigsten. Zunächst einmal sind wir mit unserem Laufkäfer unterwegs und reisen nicht von Hotel zu Hotel. Unsere eigenen Keime bleiben also in unserem Laufkäfer. Wir sind auch nicht nur 2 Wochen unterwegs, sondern werden uns für einen längeren Zeitraum in Schweden aufhalten. Damit besteht auch nicht das Risiko, dass wir durch ein „Hin und Her“ über Ländergrenzen hinweg die Viren europaweit verteilen. Ein kurzer Hotelaufenthalt in Mallorca mit dem Kontakt zu vielen anderen Touristen aus ganz Europa wäre aus unsere Sicht deutlich risikobehafteter. Wir werden uns von Menschenansammlungen in Schweden fernhalten und die offiziellen Regelungen beachten. Damit sind wir als Europäer in Schweden genauso fürsorglich zu uns und den anderen wie wir als Europäer das auch in Deutschland wären. Und sobald wir in Deutschland zurück sind, werden wir uns an die Regelungen des Gesundheitsamtes halten, die momentan eine 14-tägige Quarantäne für Reiserückkehrer vorsieht. Insgesamt gesehen ist unsere Elternzeit die beste Prävention gegen Covid-19, da wir viel weniger Sozialkontakte haben werden, als im „normalen Leben“ in Deutschland.

offizielle und übersichtliche Information der geltenden Regelungen in Schweden:
https://www.folkhalsomyndigheten.se/smittskydd-beredskap/utbrott/aktuella-utbrott/covid-19/skydda-dig-och-andra/information-pa-olika-sprak/tyska/

Unser erster Eindruck in Schweden vor Ort: Im Supermarkt sind die gleichen Abstandsklebebänder vorhanden und die Kassiererinnen sitzen hinter dem gleichen Plexiglas und alle Personen im Supermarkt achten auf den Mindestabstand von 1,50m. Niemand trägt einen Mundschutz, aber vereinzelt haben ältere Menschen Handschuhe an. Das Thema „Corona“ ist in den schwedischen Medien präsent und überall begegnen wir sensibilisierten Menschen. In öffentlichen Einrichtungen steht Desinfektionsmittel bereit. Einzelne Museen sind geschlossen. Die großen traditionellen Feiern zum 1. Mai sind abgesagt. Aber man hat eben trotzdem das Gefühl, dass das Leben hier in Schweden weitergeht, keine Angst geschürt wird und die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Kollateralschäden vielleicht geringer ausfallen werden. Nach den ersten Tagen in Schweden glaube ich, dass die Schweden einen Weg eingeschlagen haben, den sie in dieser Form sehr konstant und lange durchhalten können. Ihr größter Trumpf ist, dass sie theoretisch ja auch noch die Maßnahmen verschärfen können ohne das dies in der Gesellschaft dann zwangsläufig zu Protesten führen muss. Sie haben den Lockdown immer noch in der Hinterhand. Auch wenn derzeit der Anteil der Verstorbenen in Schweden höher als in andern Ländern ist, sollten wir einfach mal bis zum Jahresende abwarten, bevor wir ein Urteil fällen.

Damit aber genug zu Corona. Wir fühlen uns in Schweden wohl und willkommen. Sollten in den nächsten Wochen keine wirklich wichtigen Neuigkeiten über Corona in Schweden zu berichten sein, bleibt unser Reiseblog ab sofort eine „Corona-freie-Zone“.

Am letzten Sonntag ging es mit unserem Laufkäfer also los und unser erstes Zwischenziel war der Fährhafen in Rostock. Unser Fährticket hatten wir ausgedruckt dabei, um bei einer möglichen Kontrolle nachweisen zu können, dass wir nur zur Durchreise unterwegs sind. Zweimal begegnete uns die Polizei und einmal davon bogen wir gerade auf unseren ausgewählten Parkplatz zum Schlafen ein. Die Polizei interessierte das alles aber gar nicht. Am nächsten Morgen ging es dann an den ziemlich leeren Fähranleger und wir reihten uns in die Schlange ein.

Die Fähre hatten wir ziemlich günstig online gebucht und uns auch eine Kabine mit Fenster zum Bug heraus gegönnt. Für gerade einmal 56,-€ Aufpreis ein ziemliches Schnäppchen. Für uns alle war die Überfahrt ein kleines Erlebnis und auch die schon sehr in die Jahre gekommene Fähre „Nils Dacke“ machte dem keinen Abbruch. Beim nächsten Mal würden wir aber doch auf das Baujahr des Schiffes achten 😉

Nach dem Einlaufen in Trelleborg ging es dann doch noch in den Süden. Aber in den Süden des Nordens sozusagen. Ob man den südlichsten Punkt Schwedens aber dann wirklich gesehen haben muss? Naja, wir waren jetzt auch mal dort. Dafür fanden wir dann an der Küste etwas weiter in östlicher Richtung einen richtig schönen Platz für die erste Nacht.

Am nächsten Morgen ging es zuerst in das kleine, aber wirklich sehr schöne Städtchen Ystad. Viele kleine bunte Fachwerkhäuser und ein toll angelegter Kirchgarten mit Kräutern, Gemüse und vielen bunten Blumen gefiel uns allen.

Nach einem leckeren Eis in Ystad ging es weiter entlang der Küste der Provinz Skane bis zum äußersten östlichen Zipfel nach Österlen. Hier fanden wir einen traumhaften Strandabschnitt und einen ruhigen Stellplatz für die zweite Nacht.

Wir sind sehr gespannt was uns nun auf der Reise durch Schweden alles erwartet. Geplant haben wir ja tatsächlich gar nichts und müssen uns überhaupt erstmal eine ungefähre Route überlegen.

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