Härtetest für Mensch und Material

Am Samstag ging es für uns und unseren Laufkäfer über die Karpaten. Wir wählten die Passstraße „Transfagarasan“, die als spektakuläre Hochgebirgsstraße angepriesen wird.

Ich hatte mir fest vorgenommen vorher noch den Tank voll zu machen. Am Samstagmorgen meinten wir aber, dass ein halber Tank doch reichen müsste und wir damit ja auch Gewicht sparen würden. Also alle guten Vorsätze über Bord geworfen und einfach mal losgefahren. Bereits nach dem ersten Drittel der Strecke auf den Gipfel zeigte die Tanknadel schon deutlich unter 1/2 an. Der Blick auf den Bordcomputer verriet, dass ein 3,5 Tonnen schweres Fahrzeug eben auch 30-40 Liter auf so einer Strecke verbraucht. Wir überlegten umzukehren. Aber dann hätten wir ja einen ganzen Tag verloren. Einfach Weiterfahren war die Devise. Irgendwann zeigte der Bordcomputer, weniger fahrbare Kilometer an, als wir noch Strecke zur nächsten Tankstelle hatten. Aber da hatten wir uns glücklicherweise auch schon ein ganzes Stück nach oben gekämpft und wir waren guter Dinge, dass es bergab schon reichen würde mit dem Diesel.

Aber dann kam hinzu, dass Samstag war und gefühlt alle Rumänen diesen Pass fahren wollten und es bildete sich ein riesiger Stau. Das kostet natürlich nochmal ziemliche Nerven und der Blick zur Tankanzeige lenkte dann doch etwas von der imposanten Kulisse ab. Auf dem Gipfel zeigte der Bordcomputer, dass wir noch 67km fahren könnten. Bis zur Tankstelle waren es noch mehr als 80km.

Auf dem Weg bergab hielten wir aber trotzdem noch für ein leckeres Mittagessen.

Und die Tankanzeige hatte jetzt auch keine Lust mehr uns noch mehr Angst zu machen. Am Ende zeigte der Bordcomputer einfach die gesamte restliche Strecke bergab an, dass wir noch 67km fahren könnten. Da hat sich der Bordcomputer wohl etwas verrechnet. Aber er konnte ja auch nicht wissen, dass es irgendwann wieder bergab geht. Trotzdem haben wir etwas Glück gehabt.

Belohnt wurden wir mit einem sehr schönen Campingplatz, der aber nur als Zwischenstopp in Richtung Schwarzes Meer diente. Das Kindertrampolin sollte dann noch am Abend für den „menschlichen Härtetest“ sorgen, weil sich unser Kleiner eine ziemliche Platzwunde an der Stirn zugezogen hatte. Zum Glück hatten wir mit so etwas gerechnet und spezielle Pflasterstrips mitgenommen. Damit konnten wir die Wunde gut versorgen und kamen ohne einen Zwischenstopp im Krankenhaus zum Nähen aus.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter in Richtung schwarzes Meer. Die Toilette hatten wir bereits auf dem Camping wieder frisch gemacht. Aber der Wassertank musste noch gefüllt werden. Auf dem Camping hätte es nur mit einem 30m langen Gartenschlauch funktioniert. Und Wasser aus Gartenschläuchen will ich nicht zum Kaffeekochen und Zähneputzen benutzen. Also erstmal losgefahren. Beim ersten kurzen Halt an einem „Magazin Mixt“ (TanteEmmaLaden) beobachteten wir, wie immer wieder Leute mit Trinkflaschen an einem Brunnen Wasser zapften. So richtig lecker sah es ja auf den ersten Blick nicht aus, aber wir probierten das Wasser und es schmeckte frisch und gut. Wir füllten unseren Tank über einen Kanister, den wir für solche Fälle immer dabei haben.

Danach führte uns unser Navi direkt durch die Hauptstadt Rumäniens. Zu einem ungeplanten Zwischenstopp konnte uns die Stadt aber nicht überreden.

Auf der einen Seite „schicke“ Fassaden und Alleen…

… und dann endlose Straßenfronten mit „Sowjetbauten“:  Vergammelte und Sanierte.

Aber da wir ja auch noch zum Strand wollten, ging die Fahrt einfach weiter.

Rumänien hat nicht viel Küste und das, was um Constanța (Konstanza) touristisch erschlossen wurde, ist ziemlich schrecklicher Massentourismus. Dann gibt es noch eine ziemlich stinkende Ölraffinerie. Wobei wir jetzt nicht meckern dürfen. Der Laufkäfer will ja auch seinen Diesel bekommen. Aber nach dieser Ölraffinierie, kurz bevor das Donaudelta beginnt, gibt es noch einen Strandabschnitt der wunderschön sein soll.

Die Strecke dorthin war ziemlich abenteuerlich aber es war tatsächlich wunderschön. Da wir am Sonntag ankamen, waren noch sehr viele Rumänen unterwegs und wir hatten Schwierigkeiten einen geeigneten Parkplatz am Strand zu finden. Die Autos konnten bis zum Strand heranfahren und es waren noch einige Zelte und Wohnwagen vom Wochenende aufgebaut. Wir fanden einen Parkplatz, um erstmal auszusteigen und alles genauer anzuschauen.

Als wir zum Laufkäfer zurückkamen waren wir etwas zugeparkt und es hätte nur mit etwas rangieren geklappt aus der Lücke zu kommen. Das mit dem Rangieren sollte ja eigentlich kein Problem sein, schließlich fährt sich der Laufkäfer in der Stadt trotz seiner Größe sehr gut. Aber eben nicht auf SAND!!!

Festgefahren! komplett. Die Vorderreifen buddelten sich immer nur tiefer in den Sand. Ein paar nette Rumänen halfen mit Tipps zum Sand wegbuddeln und halfen anschieben. Nach ca. 20 Minuten waren wir wieder frei und ich konnte zurücksetzen. Beim wieder nach vorne Fahren fuhr ich mich wieder im Sand fest! Ein zweites Mal! Diesmal dauerte es eine gefühlte Ewigkeit (bestimmt eine ganze Stunde) freizukommen. Am Ende konnte uns der Jeep auf dem Foto rausziehen.

Mein Abschleppseil, dass 5 Tonnen Zugkraft aushalten sollte ist übrigens gerissen. Aber so ein alter Strick von einem Rumänen – der Mann meinte nur „it’s very strong“ hielte die enormen Kräfte aus. Diesen Härtetest fürs Material und die eigenen Nerven hätte ich nicht gebraucht! Aber meine Schaufel ist echt super 😉

Einen geeigneten Stellplatz für die erste Nacht am Strand fanden wir dann aber kurz vor Sonnenuntergang doch noch. Diesmal aber lieber in der hinteren Reihe.

Bis unser Frischwasser und die Vorräte aufgebraucht sind, werden wir hier an dieser Stelle bleiben. Mal sehen ob wir dann wieder aus dieser „Parklücke“ herauskommen.

Erstmal noch ein paar Eindrücke vom Montag. Weitere Fotos folgen und sind dann wieder unter „Fotoalben“ eingestellt. Auch unsere Etappen sind aktualisiert.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert