Am Freitag ging unsere Tour von Schäßburg nach Kerz. Also durch einige kleine Dörfer Siebenbürgens bis zum Fuß der Karpaten. Auf dieser Strecke lagen einige Kirchenburgen. Bestimmt waren es 10 Kirchenburgen. Wir haben uns aber darauf beschränkt nur zwei auf dem Weg anzuschauen und am Zielort in Kerz noch eine Kirchenburgruine.
Die erste Kirchenburg war wunderschön restauriert und man konnte sich vorstellen, wie vor langer Zeit die Siebenbürger Sachsen dort ihre Messe gefeiert haben und gleichzeitig einen sicheren Rückzugsort hatten, wenn ihr Dorf – Henndorf – überfallen wurde. Direkt in der Kirche unter einer Kirchenbank war eine Luke unter der sich ein Brunnen verbarg. So war trotz einer Belagerung immer genug Wasservorrat vorhanden. Im Turm waren unzählige uralte Holztruhen anzuschauen. In diesen Truhen konnte jede Familie Vorräte aufbewahren. Außerdem gab es noch einen geheimen Tunnel der von der Kirchenburg in den Wald führte. So konnten die Dorfbewohner auch aus der Kirchenburg flüchten. Das Dorf an sich war aber nicht mehr von Siebenbürger Sachsen bewohnt. Selbst den Schlüssel für die Kirchenburg holten wir uns bei einer Rumänin ab. Es war in jedem Fall eine sehr interessante und für die Kinder spannende Besichtigung.
Danach ging es nach Kleinschenk und weil wir Hunger hatten, aber kein Restaurant fanden, machten wir einfach ein kleines Picknick mit unseren Vorräten aus dem Laufkäfer. Auf der kleine Wiese unter einem Baum in Kleinschenk kamen dann noch ein paar Hühner vorbeigelaufen. Für die Kinder natürlich eine wunderbare Abwechslung. Diesmal holten wir den Schlüssel für die Kirchenburg bei einem der letzten Siebenbürger Sachsen zu Hause ab. Er schloss uns die Kirche auf und wir staunten nicht schlecht. Da die Kirche noch „in Benutzung“ war. Auf den Kirchenbänken lagen Bibeln und im Turm hing sogar noch Speck. Von jedem Sachsen aus dem Dorf. Jeder hatte sein Stück Speck mit einem Zettel daran, damit nichts vertauscht werden konnte. Allerdings waren es nur noch 12 Siebenbürger Sachsen die dort lebten. Ich fragte – vielleicht etwas naiv – ob denn der Turm zum Lagern von Speck allen im Dorf zu Verfügung stünde. Da lachte der alte Siebenbürger Sachse nur und meinte, wenn die Rumänen Zugang zum Turm hätten, dann wäre kein Speck mehr da. War das jetzt schon Rassismus oder einfach nur die Realität? Friedliches Nebeneinander scheint zu funktionieren, aber ein richtiges Zusammenleben scheint unter den verschiedenen Ethnien auch heute noch nicht Realität zu sein.
Ich unterhielt mich noch eine Weile mit dem alten Mann und er erzählte mir von den Verschleppungen der Siebenbürger Sachsen durch die Russen nach dem zweiten Weltkrieg, von der Auswanderung seiner Landsleute nach Deutschland und er schwelgte in Erinnerungen über die schönen Feste der Sachsen, bei denen die jungen Mädchen mit ihren Trachten tanzten. Naja eine lange vergangene Zeit, wie er selbst anmerkte. Ich glaube auch nicht, dass junge Leute heutzutage in einer 500 Seelengemeinde im Nirgendwo Rumäniens glücklich werden können. Aber es war trotzdem spannend die Geschichte mal von einem Zeitzeugen gehört zu haben und an dem Ort des Geschehens zu sein.
Nach der zweiten Besichtigungen hatten die Kinder scheinbar genug in ihrem Köpfchen zu „verdauen“ und schliefen im Laufkäfer erstmal ein. Wir nutzten die Ruhe und fuhren direkt an unseren Zielort nach Kerz. Der Campingplatz war sehr ordentlich. Die Sanitäranlagen sauber und gut und wir konnten mal wieder sauberes Trinkwasser nachfüllen, die Toilette entleeren und alles für die Nacht vorbereiten.
Vorher ging es aber noch im Dunkeln zur letzten Kirchenburg an diesem Tag.